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Mehr als nur Lebensmittel – Der Fairteiler vom Mehrgenerationenhaus
05.05.21„Wollt ihr Tomaten haben?“
„Klar, her damit!“
„Shampoo?“
„Nehmen wir!“
„Noch mehr Brot?“
„Schmeiß rüber!“
Adem nimmt stapelweise Kisten voller Lebensmittel vom Bus der Berliner Tafel entgegen und stapelt sie auf einer Sackkarre. „Die Nachfrage ist riesig, wir können hier nie genug haben“, sagt er schnaufend. Adem leitet den Fairteiler im Mehrgenerationenhaus Wassertor (MGH). An fünf Tagen in der Woche verteilt er mit seinem ehrenamtlichen Helfer: innen Norbert und Emel Lebensmittelspenden vor dem MGH-Eingangstor an Bedürftige: Brot, das einen Tag zuvor zurückgelassen wurde, Käse, Wurst und Quark, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bald abläuft, Gemüse und Obst.
Das Angebot öffnet um 13 Uhr. Schon bevor es losgeht, bilden die Leute eine lange Schlange – in Pandemiezeiten selbstverständlich mit Mindestabstand und Masken. Ob im Winter bei eisiger Kälte oder im Sommer bei großer Hitze – Adem und Norbert und Emel sorgen dafür, dass möglichst alle etwas abbekommen. Keiner soll mehr mitnehmen, als er wirklich braucht, keiner soll leer ausgehen… Den MGH Fairteiler gibt es schon lange, aber seit Corona hat die Anzahl der Besucher, die ihn in Anspruch nehmen, stark zugenommen. Derzeit nehmen monatlich über 2.000 Menschen die Lebensmittelausgabe in Anspruch.
Damit das möglich ist, nehmen Adem und Norbert und Emel inzwischen nicht mehr nur dankend die Spenden von der Berliner Tafel entgegen, sondern auch von umliegenden Supermärkten und Bäckereien. Auch Kleider, Geschirr und sogar Kinderspielzeuge aus der Nachbarschaft finden immer öfter vor dem MGH-Eingang neue Besitzer.
Viele Besucher kommen zum Fairteiler jeden Tag. Die, an dem Tag gut versorgt sind holen vielleicht nur einen stück Apfel, aber kommen sie trotzdem. Viele nutzen die Lebensmittelausgabe immer auch für einen kurzen Wortwechsel mit Norbert, Adem und Emel. Denn nicht Geld und Lebensmitteln sind in Zeiten von Corona bei vielen knapp geworden, sondern auch die Kontakte mit Nachbarn und Freunden.
Ein Beitrag von Fatih Kanalici